Niedersächsisches Landvolk Kreisverband Rotenburg-Verden e.V.

Unsere Tradition: Die Zukunft sichern

Mitgliederversammlung 2025

Eine Versammlung mit klaren Botschaften und Visionen

Am 13. November fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Landvolkkreisverbandes Rotenburg-Verden in Sottrum statt, mit einem Gastreferat von Dr. Marco Mohrmann zu den notwendigen Weichenstellungen für eine zukunftsfähige Agrarpolitik.

„Über Landwirte wird viel gesprochen, aber mit Landwirten wenig“, so leitete der Vorsitzende des Landvolkkreisverbandes Rotenburg-Verden, Christian Intemann, die diesjährige Mitgliederversammlung in Sottrum im Gasthof Röhrs ein. „Deshalb müssen wir uns auf den Weg machen, um die Geschichten unserer landwirtschaftlichen Familien zu erzählen.“

Mit diesen Worten stimmte Intemann die rund 150 Teilnehmer auf einen Nachmittag ein, der mit klaren Botschaften und konkreten Forderungen an die Politik und Verwaltung gefüllt war.

Ein eindrucksvolles Beispiel aus dem Alltag im Kuhstall verdeutlichte die teils unübersichtlichen und bürokratischen Hürden, mit denen die Branche konfrontiert ist. „Lasst den Maurer wieder Häuser bauen, den Bäcker wieder Brötchen backen und die Landwirtschaft wieder Lebensmittel produzieren!“, forderte Intemann und erntete damit begeisterten Applaus.

Zusammenarbeit in Krisenzeiten

Der Landrat des Landkreises Verden, Peter Bohlmann, richtete in seinem Grußwort den Blick auf die enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Verwaltung in Krisenzeiten. Besonders bei der Bekämpfung der Vogelgrippe zeigt sich ein vorbildliches Miteinander: „In den Landkreisen Rotenburg und Verden werden 2,3 Millionen Geflügel gehalten. Leider mussten bereits 90.000 Tiere getötet werden – vier Prozent des gesamten Bestands“, berichtete Bohlmann und betonte, dass die Zusammenarbeit von Verwaltung und Landwirten hier einen großen Beitrag zur Bewältigung der Krise leiste.

Auch in der Frage der Energiewende spiele die Verwaltung eine wichtige Rolle. So sei die Raumordnungsbehörde für die Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie verantwortlich. „In Verden müssen 2,8 Prozent und in Rotenburg 4 Prozent der Flächen für Windkraft ausgewiesen werden“, erklärte Bohlmann und machte klar, dass der Dialog zwischen Landwirten und Behörden gerade in diesem Bereich essenziell sei.

In Bezug auf das Projekt „Allervielfalt“ machte Bohlmann deutlich, dass die Beteiligten, die freiwillige Maßnahmen auf ihren Flächen umsetzen, keine Gefahr laufen würden, dass diese Freiwilligkeit in einen Zwang übergehen könnte.

Ehrungen für besonderes Engagement

Im Anschluss an die Grußworte folgten die Ehrungen herausragender Leistungen. Johannes Ritz und Hilmer Vajen, die stellvertretenden Vorsitzenden des Landvolkkreisverbandes, übernahmen die Auszeichnungen:

Christine Tewes wurde für ihr außergewöhnliches Engagement für den Förderverein „NEUA“ geehrt, der seit über 20 Jahren mit dem Projekt „Kochen mit Kindern“ wichtige Bildungsarbeit leistet. „Ich freue mich, dass du dem Verein weiterhin als erste Vorsitzende zur Verfügung stehst“, lobte Ritz Tewes für ihre langjährige Arbeit.

Dr. Gert Kracke, der 35 Jahre lang als Leiter der Außenstelle Verden der Landwirtschaftskammer Niedersachsen tätig war, wurde für seine herausragende Arbeit ausgezeichnet: „Sie haben uns Landwirte durch unzählige Verordnungen und Gesetze begleitet, dabei komplexe Themen einfach erklärt und mit Humor vermittelt“, dankte ihm Vajen.

Herausforderungen und Chancen für die Landwirtschaft

Es folgte der Geschäftsbericht von Geschäftsführer Carsten Hoops und Christian Intemann über aktuelle Themen, die die Landwirtschaft bewegen. Wie beispielsweise das Agrarstrukturgesetz, welches Intemann als „Bürokratiemonster“ betitelte oder das EU-Regelwerk „Gemeinsame Marktordnung (GMO)“, bei dem man aktuell noch auf eine Länderöffnungsklausel hoffe, da ansonsten ein großer Verlust der Wertschöpfung zu befürchten sei. Für Freude sorgte hingegen die Ausbildungssituation auf den Höfen. Weiterhin besteht großes Interesse an der landwirtschaftlichen Ausbildung und die Betriebe dürfen sich jährlich über qualifizierten Berufsnachwuschs freuen.

Gastreferat von Dr. Marco Mohrmann: Notwendige Weichenstellungen für eine zukunftsfähige Agrarpolitik

Das Gastreferat hielt Dr. Marco Mohrmann, CDU-Landtagsabgeordneter und selbst ausgebildeter Landwirt. Mohrmann, der nicht nur ein Agrarstudium absolviert, sondern auch zur Tiergenetik promoviert hat, brachte in seinem Vortrag eine klare und fundierte Perspektive auf die Herausforderungen der Landwirtschaft und der Agrarpolitik.

„Mit dem Koalitionsvertrag haben wir eine solide Basis geschaffen“, betonte Mohrmann zu Beginn. Er sei überzeugt, dass der Vertrag eine wichtige Grundlage für die Zukunft der Landwirtschaft lege.

Die Tierhaltung, so Mohrmann, liege ihm besonders am Herzen und forderte ein klares Bekenntnis zur Tierhaltung als zentrales Element der Landwirtschaft. Nachbesserungsbedarf sieht er klar im Bereich des Baurechts: „Wir haben einen Investitionsstau und es ist aktuell kaum möglich eine Baugenehmigung zu bekommen.“

Ein weiteres Thema, das er ansprach, war das auslaufende Bundesprogramm „Umbau Tierhaltung“ (BUT). Hier kritisierte er die hohen Hürden bei den Förderkriterien, die es Landwirten schwer machen, die Mittel abzurufen. Sein Wunsch sei es, das Baurecht zu verbessern und anschließend ein vernünftiges Konzept für den Umbau der Tierhaltung zu erarbeiten, das den Landwirten tatsächlich helfe und nicht zusätzliche bürokratische Lasten auferlege.

Im Hinblick auf die „roten Gebiete“, die strengen Auflagen zum Grundwasserschutz unterliegen, stellte Mohrmann klar: „Die Landwirtschaft in Niedersachsen hat bereits erheblich in Vorleistung beim Grundwasserschutz investiert. Jetzt müssen vernünftige Lösungen gefunden werden, die für beide Seiten tragbar sind.“

Ein Thema, das Mohrmann ebenfalls ansprach, war der Wolf: „In Niedersachsen haben wir derzeit die höchste Wolfsdichte weltweit“, stellte er fest. Der Landtagabgeordnete machte deutlich, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die Wolfsbestände zu regulieren.

Auch das Thema Agrarexporte griff Mohrmann auf, dazu gäbe es ein klares Bekenntnis im Koalitionsvertrag. „Wir sind auf Gunststandorten. Wenn wir in andere Länder Autos verkaufen, dann dürfen wir auch in andere Länder Lebensmittel verkaufen“, so Mohrmanns Standpunkt.

Auch habe er eine klare Ansicht zum „Goldplanting“: „Es gibt ein Regelwerk der EU und in Deutschland meinen wir immer noch einen oben drauf setzten zu müssen. Das muss schon alleine im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit aufhören.“ Dabei sei ihm unter anderem auch das Verbandsklagerecht ein großer Dorn im Auge.

Abschließend griff Mohrmann noch das Thema Bürokratie auf: Bürokratie sei über Jahre gewachsen und mittlerweile ein Systemproblem. „Wir müssen weg davon, alles kleinlich zu regeln, und hin zu mehr Vertrauen in die Arbeit der Landwirte“, erklärte der Landtagabgeordnete. Die Landwirtschaft in Deutschland sei hervorragend ausgebildet, „so gut, dass es überflüssig ist, in solch einer Dichte nachzuprüfen“, so Mohrmann. Erste Erleichterungen durch das Bürokratieabbaupaket seien ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn dies nur der Anfang sei.

Neben diesen zentralen Themen sprach Mohrmann auch die erneuerbaren Energien, die Vogelgrippe und weitere Herausforderungen der Landwirtschaft an und zeigte sich insgesamt optimistisch, dass mit den richtigen politischen Weichenstellungen eine zukunftsfähige Landwirtschaft möglich sei.

Schlusswort: Vertrauen als Schlüssel

Das Schlusswort hielt Jörn Ehlers, Vorsitzender des Landvolkkreisverbandes Rotenburg-Verden und Landvolkvizepräsident: „Das Thema Vertrauen wurde heute oft angesprochen. Wir Landwirte denken und handeln in Generationen, und das verdient Vertrauen. Aber auch wir müssen dieses Vertrauen zurückgeben.“ Mit diesen Worten ging eine konstruktive und zukunftsorientierte Mitgliederversammlung zu Ende, die den klaren Auftrag an die Politik gab, die Landwirtschaft nicht nur zu unterstützen, sondern ihr auch mit mehr Vertrauen und weniger Bürokratie zu begegnen.