HudesHof informiert Mitglieder der Grünen über regenerative Landwirtschaft
Von Humusaufbau über Wassermanagement bis hin zu Schweinmast der Haltungsstufe vier: Am Wochenende gab es für einige Mitglieder des Verdener Ortsverbandes der Grünen einen Einblick in den landwirtschaftlichen Betrieb unseres Vorsitzenden Jörn Ehlers. Gemeinsam mit seiner Tochter Rieke sowie dem Ortsvertrauenslandwirt und Bio-Bauern Frank Meyer führte der Kreislandwirt circa 25 Teilnehmende über verschiedene Felder und erklärte nicht nur, was darauf wächst, sondern auch warum auf manchen Feldern Glyphosat zum Einsatz kommt. Organisiert wurde der Tag gemeinsam mit Alina Ludas, Vorsitzende des Verdener Ortsverbandes Bündnis90/Die Grünen. Die Teilnehmenden waren mit dem Rad unterwegs oder fuhren auf dem Anhänger hinter einem Trecker mit.
„Wir sind ein konventioneller Betrieb, dem der Bereich regenerative Landwirtschaft sehr am Herzen liegt“, begrüßte Jörn Ehlers die Teilnehmenden am Samstag Nachmittag. Alina Ludas betonte, dass sie und die Mitglieder des Ortsverbandes sich darüber freuen, die Möglichkeit zu bekommen, Landwirtschaft kennen zu lernen, da die meisten privat oder beruflich keinerlei Berührungspunkten hätten. Als erstes schaute sich die Gruppe eine Ackerfläche an, auf der momentan Zwischenfrüchte stehen. Im letzten Jahr stand auf dem Feld Winterroggen, dessen Stroh nach der Ernte liegen gelassen wurde. „Das dient dem Humusaufbau“, erklärt Jörn Ehlers und sagt weiter: „Wir haben das Stroh einmal eingearbeitet und dann die Zwischenfrucht gesät, die zwischen zehn und zwölf verschiedene Sorten aufweist. „Wenn wir Ackerflächen wenig bearbeiten, haben wir jedoch häufiger Probleme mit Mäusen, daher stellen wir sogenannte Ansitzstangen am Feldrand auf. Diese locken Greifvögel an, die die Mäuse fangen.“
„Wir wollen, dass unsere Felder im besten Fall das gesamte Jahr bewachsen sind, auf diese Weise können wir die Nährstoffe in unseren Böden halten“, erklärt Rieke Ehlers. „Die Zwischenfrucht haben wir hier im Herbst eingesät. Der nicht winterharte Teil ist nun abgestorben, die Pflanzen, die jetzt wieder hochkommen, werden von den Schmetterlingen gut angenommen.“ „Den anderen Teil müssen wir mit Glyphosat behandeln, damit der Mais, den wir daraufhin hier legen wollen, keinerlei Konkurrenzpflanzen hat. Hier in diesem Teil ist Glyphosat auch erlaubt. Alternativ könnten wir Pflügen, das hätte hier aber mehr Nachteile für uns was den Boden angeht. Wir müssen hier immer wieder neu entscheiden was das Beste für den Boden und die Pflanze ist“, erklärt Jörn Ehlers. Moderne Technik hilft dem Landwirt dabei, so wenig Mittel wie möglich, aber so viel wie nötig auf das Feld zu bringen. Anhand der Spritze, die er vorab extra auf dem Feld platziert hatte, erklärt Ehlers der Gruppe den Vorgang: „Unsere Spritze ist dazu in der Lage über Sensoren an den Düsen sehr exakt und in Bodennähe zu spritzen. Außerdem werden Feldränder automatisch erkannt und keine Stelle wird doppelt bearbeitet. Zudem kann die Technik mithilfe von Daten des Mähdreschers erkennen, an welchen Stellen auf dem Feld mehr oder weniger gewachsen ist, sodass individuell Mittel aufs Feld gebracht werden kann.“ Eine Teilnehmende fragt, ob das für das Wild hier auf dem Feld kein Problem sei, woraufhin Ehlers antwortet, dass Pflügen für viele Tiere ein weitaus höheres Risiko darstelle, aber dennoch bei jedem Feld jedes Jahr erneut diskutiert würde, ob Glyphosat nötig sei. An einer anderen Stelle des Feldes erklärt Rieke Ehlers den Bodenaufbau: „Wir denken immer vom Boden aus: guter Boden, gesunde Pflanzen und Menschen.“ Es dauere bis zu 2000 Jahre, um eine zehn Zentimeter dicke und gesunde Bodenschicht aufzubauen. „Wenn ich mir dann vorstelle, dass ich die 13. Generation auf dem Betrieb bin und auch möchte, dass noch viele weitere Generationen nach mir die Felder bewirtschaften können, müssen wir uns intensiv mit dem Thema Boden auseinandersetzen. Daher setzen wir den Fokus auf regenerative Landwirtschaft“, betont sie. Dabei geht es um die Weiterentwicklung der betrieblichen Anbauverfahren, indem das Bodenleben mit seinen Ansprüchen und die Stoffwechselaktivität der Pflanzen zum Maß der Wirksamkeit aller Arbeitsgänge gemacht werden. „Wir schauen uns daher sehr viel unsere Böden an und gucken, was sie brauchen, wie das Wetter ist und was wir für die nächste Pflanze benötigen“, sagt die Landwirtin. Sie zeigt anhand einer kleinen Bodenprobe, die sie ausgräbt, wie Regenwürmer die abgestorbenen Zwischenfrüchte zu lockerem Boden verarbeiten. Durch die Bodenbearbeitung mit dem Pflug habe sich hier auf dem Feld eine sogenannte Pflugsohle in 30 Zentimetern Tiefe gebildet. Viele Pflanzen wurzeln nicht mehr durch diese Kante. Folge: In trockenen Jahren kommen die Wurzeln nicht mehr an das tiefer liegende Wasser heran. „Daher nutzen wir einen Tiefenlockerer, der diese Sohle durchbricht und den Weg für die Wurzeln frei macht“, sagt Rieke Ehlers. „Gleichzeitig schauen wir auch, dass auf unseren Feldern immer etwas wächst, damit der Boden bei Regen besser geschützt ist und nicht wegschwemmt. Wassermanagement ist also auch ein wichtiges Thema.“ Eine Teilnehmende möchte wissen, wie viele Landwirte im Verbandsgebiet so denken wie Familie Ehlers, woraufhin Rieke Ehlers erklärt, dass die Menschen in ihrem Freundeskreis das alle genauso im Blick haben. „Klimawandel ist bei uns das Thema Nummer eins. Wir müssen uns auf Extremwetterereignisse einstellen und ein System einführen, das Wasser gut aufnehmen und speichern kann. Wir stellen uns außerdem vielfältig auf, sodass Dürre oder Regen nicht allen Pflanzen gleich schadet“, meint Rieke Ehlers. Nach den vielen Informationen auf den Ackerflächen gibt es noch einen Abstecher zu einem Feld von Landwirt Frank Meyer. Er zeigt der Gruppe einen Graben, durch den eigentlich Wasser fließen sollte. „Ich habe hier in der Halse aber seit Jahren kein Wasser mehr gesehen“, erklärt Meyer.
Zum Schluss besucht die Gruppe noch den Mastschweinestall der Haltungsstufe vier von Jörn Ehlers. Durch ein Schaufenster können die Interessierten in den Stall schauen. „Aufgrund der strengen Hygienemaßnahmen in der Schweinehaltung ist mehr leider nicht möglich“, erklärt Jörn Ehlers. In dem Stall stehen Schweine mit Ringelschwanz, die der Landwirt aus Niedersachsen erhält. „Das ist etwas Besonderes, da die Haltung mit Ringelschwanz nicht einfach ist. Die Tiere benötigen viel Auslauf und Beschäftigung. Dennoch ist es letztendlich immer von den Charakteren einer Gruppe abhängig, ob die Haltung funktioniert oder nicht“, betont Ehlers. Und seine Tochter Rieke erklärt zum Schluss: „Schweine sind sehr reinliche Tiere. Jede Gruppe sucht immer einen festen Platz für das Klo aus. Meist ist diese Stelle dort, wo sie sich sonst nicht so viel aufhalten, weil dort zu viel los ist oder irgendetwas anders stört. Deshalb kommt es häufig vor, dass direkt vor dem Schaufenster das Klo eingerichtet wird, denn hier stehen immer viele Menschen und schauen.“