Viertes Projektjahr bietet Kennzahlen & Erfahrungsaustausch
Auf dem FINKA-Acker in Odeweg trafen sich vergangene Woche Interessierte zum Projektaustausch: Das Projekt FINKA (Förderung von Insekten im Ackerbau) verfolgt das Ziel wissenschaftlich zu untersuchen welchen Effekt der Verzicht von Insektiziden und Herbiziden auf die Ackerbegleitpflanzen und damit auch auf die Insektenvielfalt hat und wie sich die geänderte Bewirtschaftungsweise ökonomisch auf die Betriebe auswirkt. Hierzu arbeiten 30 Betriebspaare, bestehend aus einem konventionell wirtschaftenden und einem ökologisch wirtschaftenden Part, bis zum Projektende 2025 eng zusammen.
Erfolgreiche Ernte hängt von vielen Faktoren ab:
Auf seiner gut vier Hektar großen FINKA-Versuchsfläche hat Gert Bunke in diesem Jahr Mais angebaut. „Am sechsten Mai haben wir die Fläche gepflügt und den Mais gelegt. Kurz darauf wurde einmal blind gestriegelt und im weiteren Verlauf noch zweimal gestriegelt, nachdem der Mais bereits aus der Erde kam. Anfang Juni haben wir den Schlag dann das erste Mal gehackt“, berichtet Bunke. Unterstützt wurde er dabei von seinem ökologisch wirtschaftenden Projektpartner Jan-Harmen Hesse. Zusätzlich berät Beke Gredner von der Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt (IGLU) die Landwirte. „Beim Maisanbau im Öko-Landbau spielt eine vernünftige Saatablage eine enorm wichtige Rolle. Richtung sechs Zentimeter wäre auf dieser Fläche zu empfehlen, denn der Mais darf auf der einen Seite nicht zu flach gelegt werden, um Vogelfraß zu vermeiden und um eine gute Voraussetzung für das Blindstriegeln zu schaffen, auf der anderen Seite darf er auch nicht zu tief gelegt werden, denn wir brauchen eine schnelle Entwicklung im Mais“, erklärt Gredner den Balanceakt.
Auch beim Striegeln gäbe es Einiges zu beachten erläutert Hesse: „Für ein gutes Ergebnis muss man verschiedene Faktoren wie die Bodenverhältnisse, die Witterung und natürlich das Wachstumsstadium der Pflanze beachten“
Eine interessante Alternative zur Unkrautregulierung zeigt Andreas Jessen vom Bioverband Naturland auf: „Im ökologischen Feldgemüseanbau gehört das Abflammen von Unkräutern mittlerweile zu den Standardmaßnahmen. Auch im Mais ist der Einsatz von Abflammtechnik möglich, vor allem aus Dänemark liegen hierzu Erfahrungen vor. Der große Nachteil an dieser Methode ist leider der verhältnismäßig große Kostenaufwand.“
Betriebswirtschaftliche Auswertungen zeigen Unterschiede zwischen den Projektjahren auf:
Auf das Thema Kosten geht auch FINKA-Projektmitarbeiter Leen Vellenga vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN) bezugnehmend auf die Auswertung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zum Silomais des Jahres 2022 und 2023 näher ein: „Das Einsparpotential an Pflanzenschutzmitteln pro Fläche ist im Silomais geringer als in anderen Kulturen. Auf den konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen wurde in den Anbaujahren 2022/2023 in der Regel eine Herbizidmaßnahme im Frühjahr durchgeführt, wodurch im Durchschnitt Kosten für die Beikrautregulierung von 69€/ha entstanden. Für die mechanische Beikrautregulierung im Mais waren demgegenüber in der Regel mehrere Striegel- und Hackmaßnahmen notwendig, ein zeitlicher Mehraufwand, der für landwirtschaftliche Betriebe auch arbeitswirtschaftlich nicht unterschätzt werden darf. Folglich ergeben sich größere Unterschiede in den Kosten der Beikrautregulierung. Auf der herbizid- und insektizidfreien Fläche lagen diese im Durchschnitt bei rund 109 €/ha. Insgesamt streuen die Ergebnisse je nach Standort und Bewirtschaftungsstrategie der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter sehr stark“
Auch die Datengrundlage zu den Erträgen im Silomais aus den Jahren 2022 und 2023 wurden ausgewertet und ergaben das sich die Silomaiserträge im Anbaujahr 2022 in den beiden Varianten „konventionell“ und „herbizid- und insektizidfrei“ durchschnittlich um 49 dt/ha (375 dt/ha konventionell, 326 dt/ha herbizid- und insektizidfrei) unterschieden. Auf den Ökoflächen wurden im Schnitt 307 dt/ha geerntet. Insgesamt schwankten die Maiserträge der unterschiedlichen Regionen Niedersachsens erwartungsgemäß recht stark. Im Anbaujahr 2023 konnten auf den herbizidfreien Silomais-Flächen durchschnittlich Erträge von 473 dt/ha erzielt werden, 26 dt/ha weniger, als auf der konventionellen Vergleichsfläche. Damit unterscheiden sich die Erträge im Jahr 2023 deutlich weniger als im Vorjahr, einem von Sommertrockenheit geprägten Jahr mit regional stark schwankenden Erträgen. Die Öko-Silomaiserträge lagen mit durchschnittlich 398 dt/ha in 2023 deutlich über dem Vorjahresniveau.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Projektauswirkungen auf die Flora:
Wie sich die veränderte Bewirtschaftungsweise auf die Ackerbegleitpflanzen auswirkt, erforscht im Rahmen des Projektes die Georg-August-Universität Göttingen. Sechs der konventionell wirtschaftenden FINKA-Betriebe hatten im Anbaujahr 2023 Mais auf den FINKA-Flächen angebaut. Vellenga erklärt: „Um positive Effekte für Insekten erzielen zu können sind vor allem die potenziell blühenden Individuen pro m² von Bedeutung. Mit 8 potenziell blühende Individuen konventionell, 27 herbizidfrei und 28 ökologisch wird hier im Mais wird schon ein großer Unterschied zur konventionellen Fläche deutlich, der beispielsweise im Winterweizen noch höher ausfällt“
Fazit: Daten bieten Grundlage um nach Projektabschluss auf Politik zuzugehen
Forschungen zur Projektauswirkung auf die Insektenvielfalt werden vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels durchgeführt. Allerdings läuft die Auswertung der Daten aktuell noch. „Die ersten Ergebnisse zu der Fauna streuen bei allen Bewirtschaftungsweise stark. In der Tendenz weist die Ökofläche mehr Biomasse der am Boden lebenden gefangenen Insekten auf als die FINKA-Versuchsfläche und die konventionelle Fläche, die sich bei den derzeitigen Untersuchungsergebnissen ähneln. Da die Untersuchungen allerdings noch nicht abgeschlossen sind, lässt sich hierzu noch keine valide Aussage treffen“, gibt Vellenga Auskunft zum derzeitigen Stand der Untersuchungen. Man hoffe auf aussagekräftige Daten im Winter.
Auch wenn noch nicht alle Ergebnisse ausgewertet sind, sind sich die Projektpartnerinnen und Projektpartner sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Feldtages einig darin, dass diese Daten eine wichtige Grundlage darstellen werden, um nach dem Projektabschluss mit der Politik in den Austausch darüber zugehen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um einen Verzicht auf Insektiziden und Herbiziden unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten realistisch zu gestalten. „Durch die lange Projektdauer kann eine super Datengrundlage hierfür geschaffen werden“, lobt Jessen das FINKA-Projekt.