Fr, 05.01.2024
Brotgetreidemarkt noch unterentwickelt
Noch sind nicht alle Marktteilnehmer wieder präsent und bei sinkenden Terminkursen und mangelnden Nachfrageimpulsen läuft der Brotgetreidemarkt weiterhin auf Sparflamme.
Erst langsam nehmen die Märkte nach den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahreswechsel wieder an Fahrt auf. Nach Weihnachten legten die Terminkurse für Brotweizen in Paris leicht zu, verloren aber diese Gewinne im neuen Jahr wieder, so dass mit 219,25 EUR/t am 03.01.2024 der März-Kontrakt so niedrig notierte wie seit 11 Monaten nicht mehr. Dem folgen die Großhandelspreise nur verhalten. Mit 232 EUR/t franko Niederrhein und 230 EUR/t franko Hamburg für Brotweizen und 250 EUR/t franko Hamburg für Qualitätsweizen werden immerhin 2 EUR/t mehr genannt als noch vor Weihnachten. Hinter diesen Preisen steht aber wenig Umsatz. Mühlen zeigen vorerst kein Kaufinteresse und wenn dann für spätere Liefertermine. Das Exportgeschäft entwickelt ebenfalls keine Zugkraft, denn hinter den verschifften Partien steht kaum Neugeschäft. Die Lager der Getreidehandelsunternehmen sind voll. Hauptempfangsland für deutschen Weizen ist seit Wochen Marokko, die seit Mitte Oktober 23 nahezu 40.000 t wöchentlich abrufen. Allerdings war auch hier während der Feiertage wenig gelaufen, so dass nun die Beladungen wieder in Gang kommen.
Der Markt ist noch in der Preisfindungsphase. Sehr deutlich wird dies bei den Erzeugerpreisen, die in der 1. Woche des neuen Jahres durchweg nominell sind. Die Entwicklungen in den Regionen sind uneinheitlich: Elite- und Qualitätsweizen werden durchweg stabil bewertet, während Brotweizen vermehrt Schwächetendenz zur 52. KW 2023 aufweist. Im Bundesdurchschnitt werden aktuell dennoch mehr genannt als noch vor Weihnachten. Das kann allerdings keine Abgabebereitschaft initiieren, denn die Gebote sind mit aktuell 200,50 EUR/t für Brotweizen frei Erfasserlager sehr niedrig. Im Schnitt wurden im 1. Halbjahr des laufenden Wirtschaftsjahres 206,50 EUR/t genannt, wobei der Höchstpreis in dieser Saison Anfang August 23, kurz nach der katastrophalen Ernte gezahlt worden war. Damals waren 214,40 EUR/t im Bundesdurchschnitt ermittelt worden. Seither haben die Gebote sukzessive nachgegeben. Und gegenüber Vorjahreszeitpunkt (294,40 EUR/t) werden sogar 32 % weniger erzielt. Für Elite- und Qualitätsweizen ist der Abstand mit gut 29 % etwas geringer, für Futterweizen mit knapp 36 % größer. Damit ist das Überangebot an Futterweizen und die Knappheit an überdurchschnittlichen Qualitäten, auch bei wenig Geschäft, noch immer in den Preisen erkennbar.
Prompte Braugerste wird auf Großhandelsebene aktuell mit 373 EUR/t offeriert. Käufer signalisieren Kaufinteresse bei 360 EUR/t, was einer indirekten Ablehnung gleichkommt. Ex Ernte 24 stehen sich franko Oberrhein 310 zu 315 EUR/t deutlich näher gegenüber. Aber auch hier findet wenig Umsatz statt. Noch ist unklar, wie sich das Angebot an Braugerste 2024/25 entwickeln könnte. Der Anteil an Winterbraugerste dürfte zugenommen haben, und für Sommerbraugerste steht auch mehr Flächenpotenzial zur Verfügung. Die EU-Branchenvertretung des Agrarhandels Coceral avisiert 330.000 ha Sommergerste für Deutschland, was 2 % mehr Fläche wäre als zur Ernte 23. Mit potenziell höheren Durchschnittserträgen (+16 %) liegt die Prognose bei 1,7 Mio. t. Das wären 18 % mehr als 2023. (Quelle: AMI)