Fr, 08.12.2023
Unruhe am Kartoffelmarkt
Im In- und Ausland werden Mangellagen an Märkten für Speisekartoffel offensichtlicher. Das sorgt für Unruhe. Bis Weihnachten wollen oder müssen viele aber den Ball flach halten. Danach werden Preisaufschläge sehr wahrscheinlich.
Anbauschwund, Missernten in der Südhälfte des Landes, qualitätsbedingt höhere Abzüge und vor allem ein ungewohnt sehr großer Abfluss von Speisekartoffeln aus dem Norden in den Süden Deutschlands wurden nun schon der Öfteren thematisiert. Inzwischen scheint daraus aber eine Realität mit für den ein oder anderen zu kleinen Vorräten für die Vermarktungskampagne 2023/24 geworden zu sein. Wer selbst Lagerkartoffeln für die ganze Saison hält, ist längst vorbereitet. Wer auf die Lagerhaltung in der Landwirtschaft angewiesen ist, scheint nicht immer früh genug einen ausreichenden Überblick zu haben. Inzwischen gibt es Gerüchte von höheren Preisen, wenngleich die Mehrheit der Marktbeteiligten zumindest bis zum Jahreswechsel mit Lieferanten und Kunden fest zu den bisherigen Konditionen verabredet sind. Die besondere Marktlage bringt ungewohnte Symptome hervor. Viel früher als sonst – wenn überhaupt – werden Lagerkartoffeln aus Frankreich in Bayern für einen Vollsortimenter abgepackt, die Regionalprogramme ersetzen müssen.
Mittlerweile verstärken sich Mangellagen auch außerhalb Deutschlands bzw. sie werden offensichtlicher. So haben Kunden in Polen verstärkt begonnen, hierzulande Speisekartoffeln zu laden. Der Balkan ist am Markt und wird nur zum Teil gut aus Frankreichs Speisekartoffelernte versorgt. Last but not least fragen zunehmend auch Briten nach Kartoffel vom Kontinent, zunächst besonders in Frankreich. Zur Erinnerung: 2012, als ebenfalls eine Missernte jenseits des Ärmelkanals zu überwinden war, aber die Erntemenge vermutlich noch etwas größer als jetzt ausfiel, mussten riesige Mengen Speisekartoffeln zugeführt werden und in Nordpolen deckte man sich mit Verarbeitungsrohstoff ein.
Wenn die nicht ganz so ruhige Vorweihnachtszeit vorüber ist, erwarten viele Erzeuger in Deutschland einen weiteren Lagerkostenaufschlag. (Quelle: AMI)